Das erste Machwerk:


 

Wo ist denn nur der dritte Schuh?

 

 

 

Der Tag geht ja gut los!

 

Geschlagene zehn Minute suche ich nun schon den einen Schuh. Soll ich wieder wie vorgestern mit zwei schwarzen und einem braunen Treter vor die Tür gehen? Wohl kaum. Die Leute gucken eh schon blöd, und dann noch zwei verschiedenfarbige Schuhe? Das geht gar nicht!

 

Okay, könnte meine „blue suede shoes“ ja anziehen, könnte … Aber die sind halt nur für das schicke Ausgehen gedacht, nicht einfach so: in’s Büro oder besser in’s Geschäft.

 

Das ist heute genauso wie im letzten Winter, als es so arschkalt war, dass ich mir mal, neben einer langen Unterhose (grausame Vorstellung!), wieder Handschuhe anziehen musste.

 

Auch da habe ich ewig gesucht, bis ich den passenden Dritten fand. Dabei hatte mir Mutter einst, nach dem Unfall, extra die drei Handschuhe gestrickt. Erst war sie ja sauer, dass sie den Einen wieder aufribbeln musste, aber was sollten den da sechs Finger dran sein, wenn zwei ja bei der Explosion quasi pulverisiert waren?

 

Warum mussten wir auch unbedingt die vier Doppelzentner Unkraut - Ex mit den dreikommavierneun Doppelzentnern Puderzucker mischen und zur Explosion bringen? Ich denke mal, es war jugendlicher Leichtsinn. Das Beste an der ganze Sache war eigentlich nur im Nachhinein der Krater, respektive der mit Grundwasser vollgelaufene Krater. 

 

Dass später dann dort mehrere Taucher, weil ihre Lungenautomaten in der Tiefe vereisten, nicht wieder lebendig an die Oberfläche kamen – Shit Happens
Das hatten wir nun wirklich nicht beabsichtigt, - obwohl …

 

Dieser neue „künstliche“ See förderte ja auch den Fremdenverkehr und der Bewuchs an seinem Ufer unter anderem auch den Verkehr, der zumeist jugendlichen, Aborigines.
Blöd nur, dass einige einheimische tierische Bewohner des Teiches und seines Ufers, allergisch auf das überall herumliegende gebrauchte Latexgedöns reagierten.
Da der Würgereiz bei den geschuppten und gefiederten Kameraden ja schon seit Generationen abhanden gekommen war, erstickten diese putzigen Gesellen massenhaft und lagen dann zu allem Unheil auch noch in manchen Uferzonen zu Hauf rum.
Dass wollten wir natürlich damals nicht!

 

Warum jetzt aber der Fredy auf die Idee mit dem Bulldozer kam? Ich habe keine Ahnung.
Im Prinzip war diese Idee ja gar nicht mal so schlecht.
Allein, die Ausführung lies dann doch zu wünschen übrig …
Fredy hätte wissen können, nein wissen müssen, dass das Ufer des Sees an manchen Stellen abrupt so steil abbrach, dass so etwas wie einen seichten Strand dort nicht gab.
Na und dass er sich auch noch auf dem Sitz des Raupenschleppers (auch ein komisches Wort, so wie „Gabelstapler“ oder „Wolkenkratzer“) festgegurtet hatte …

 

Zwölf Tonnen Caterpillar entschwanden also, Luftbläschen und einen feinen Ölfilm hinterlassend, ziemlich geräuschlos in der Tiefe des Tümpels. Auch von Fredy hat man seit diesem denkwürdigen Tag kein Geräusch mehr vernommen.
Es sollen sich dann noch mal ein paar Taucher auf den Weg nach unten gemacht haben …

 

Nun aber wieder zu Schuh Numero drei.
Gestern in der Sauna, selbstverständlich im Umkleideraum
vor der Sauna waren doch noch alle drei da. Das weiß ich jetzt aber ganz genau!
Dann weiß ich auch noch: Nie wieder gehe ich eine reine Männersauna; zumal wenn auch noch ein paar Finnen mit dabei sind, die soweit östlich wohnen, dass sie schon fast Russen sind!
Was während des ersten Saunagangs so passierte ist auch noch ganz klar in meinem Kopf.
Kurz vor dem zweiten Aufguss kam Matti rein: In der einen Hand eine Wodkaflasche, in der zweiten ein paar Gläser und mit der dritten kratzte er sich im rechten Schritt.
Schnell wurden die gefüllten Gläser mehrfach gelehrt, die glutofenartige Hitze tat das Ihrige …
Nun möge der geneigte Leser oder Hörer dieser Geschichte aber nicht glauben, dass ich in regelmäßigen Abständen dem Alkohol zuspräche. Dem ist nicht so! Aber, wenn’s was gibt,- warum „Nein“ sagen?
Also wurden in der Sauna mal eben neun Flaschen des Wässerchens „durchgesprochen“, wie man in Nordostfinnland nahe der Grenze zu Russland, so sagt.
(Es waren im Übrigen Einliterflaschen aus dem Duty Free Shop vom Flughafen Imam Chomeini in Teheran im ehemaligen Persien)

 

Das mit den neun Flaschen habe ich allerdings nicht mehr so ganz genau mitbekommen, habe ich doch irgendwann (bei Nummer vier?) aufgehört mitzuzählen. Allerdings hatten wir eine Strichliste, unter zuhilfenahme eines schwarzen Eddings, angelegt.

 

Müßig zu erwähnen, dass die Strichliste auf meinem, gänzlich vom damaligen Explosionsunglück unversehrtem rechten Bein, ihren Platz fand.
Also, heute Morgen habe ich dann einige Zeit damit zugebracht, diesen „Lattenzaun“ (nicht was ihr jetzt schon wieder denkt) zu entfernen.

 

Nur, wie bin ich denn überhaupt nach Hause gekommen?
Und, wo ist, verflixt nochmal, der dritte Schuh ?

 

Da war doch noch der bulgarische Rikschabetreiber …
oder war es gar der vietnamesische Gartenbauarchitekt mit  seinem halbbesetzten Großraumtaxi, dem ich mich anvertraute.

 

Warum presslufthämmerte es eigentlich heute morgen in meiner Wohnung? Das Entmietungskommando war doch erst für den Spätsommer bestellt. Warum schepperte jetzt noch eine Flasche auf dem Laminat (ganz komisches Geräusch!)?

 

Ich sah mich um: Die zierliche Hanna, mit ihrem zugegebenen etwas zu großem Hinterteil, lag friedlich schlummernd auf der Ausziehcouch. Blöd nur, dass sie die „Nebukadnezer“ (Das geneigte Publikum weiß, dass sich es hierbei nicht um die vier babylonischen Könige handeln kann) immer noch fest umschlungen im Arm hielt. Zumindest war der Rest, immerhin gut ein Drittel des köstlichen Nasses, noch in der Flasche.

 

Nun wunderte mich gar nix mehr!
Zehn Liter Champagner geteilt durch zwei Personen plus die sicherlich gemeinsam fast geleerte Flasche Sambuca (mit oder ohne Kaffeebohnen?) …

 

Und da lag auch der dritte Schuh!

 

Wieso eigentlich der Dritte?